Artists statement

Das Interesse, Dinge und Geschehnisse durch den Spiegel der Zeit zu sehen, eröffnet ein weites Spektrum an Themen, die in meinen Arbeiten enthalten sind und anklingen, sei es über den Inhalt, die Form oder das Material der künstlerischen Arbeit. Was bleibt über die Zeit hinweg erhalten, was wird überliefert, übernommen, oder verändert an Gedanken, Philosophien, Ideen; betrachtet durch den Lauf der Geschichte, Kunst und Kulturgeschichten. Welche Spuren/ Fährten lassen sich wohin und wie verfolgen?

 

Das Ablesen von verschiedenartigen Fährten aus der Vergangenheit, führt über die Gegenwart in die Zukunft.  

 

Im allgemeinen Sprachgebrauch wird der Begriff „Fährte“ für die zurückgelassenen Spuren aller Art und jedes Lebewesens verwendet. Dazu gehören unter anderem Fußspuren, Fußabdrücke, Gangmuster, Schlaf- und Raststellen, Fressspuren, Wohnspuren, Überlagerungsspuren…wobei sich das Ablesen solcher Spuren von der Archäologie bis zur Genetik erstreckt.  Meine künstlerische Spurensuche verarbeitet dies Wissen, um  daraus zu eigenen, oft rätselhaften, geheimnisvollen Arbeiten zu gelangen, die sich gleichzeitig mit kunsthistorischen Traditionen auseinandersetzen. Wobei es die darin versteckten Botschaften zu entschlüsseln gilt.

 

Das Tier ist ein Zentralmotiv meiner künstlerischen Suche: die Bedeutung seiner Existenz, Nutzung, Ausnutzung, das ambivalente Verhältnis zum Menschen, sowie damit verbundene Fragestellungen nach Lebensräumen, Verhaltensweisen, Erkenntnissen aus Beobachtungen in Physionomie und Physiognomie.

 

Den über einen langen Zeitraum entstehenden, fragil wirkenden Tierplastiken und Mischwesen aus Hölzern oder Wachs wohnt eine mystische Vielschichtigkeit inne, die persönliche Erinnerungen und Erlebnisse miteinbezieht und berücksichtigt. Ihre Rolle in Märchen, Mythen, Sagen und Fabeln wird untersucht. Welche symbolischen Bedeutungen werden welchen Tieren von wem, an welchem Ort zugeschrieben und wie veränderte sich der Inhalt über die Zeit, innerhalb von Kunst- und Kulturgeschichte? Welche Überlieferungen, oder eingeübten Verhaltensmuster sind noch im Denken des Menschen so existent, dass sie das Handeln an Tier und Natur beeinflussen? Ökologische Aspekte werden durch die Auswahl der Tiere und das Material angesprochen. Welche der dargestellten Tiere gibt es noch oder wieder in unseren Breiten, welche sind wie und warum eingeschleppt? Obwohl der Mensch nicht explizit innerhalb dieser Arbeiten zu sehen ist, werden die Interaktion und die Handlung des Menschen an dem Tier oder dessen Lebensraum gezeigt. Die ausufernden Bedürfnisse einer stetig wachsenden Menschheit werden damit in  Verbindung gebracht. Die Tiere geben dem Betrachter den Blick zurück- samt der Frage nach unserer Befindlichkeit und unserer Stellung in der Welt.

 

Dabei beschäftige  ich mich  mit den verschiedenen Materialien wie Holz, Wachs, Glas, Papier, Eisen, Stein, Email, Schiefer, Plexiglas, Textilien und kombiniere so Klassisches mit Ungewöhnlichem. Teilweise entstehen stark plastische Skulpturen, im Gegensatz dazu sind andere Arbeiten auf die nötigsten Lebensfunktionen reduziert die dann fast wie eine dreidimensionale Zeichnung anmuten. Die jeweilige Arbeitsweise und das verwendete Material unterstützen die inhaltliche Aussage.

 

So entstehen beispielsweise aus Verpackungsmaterialien - vom Menschen gemachte, surreale mini Biotope, die an Exotika aus in Schlössern präsentierten Sammlungen erinnern. Die partielle Umsetzung in das Material Bronze bewirkt eine Verfremdung der Arbeit. Es wirft neue Fragestellungen auf und öffnet gleichzeitig ein Fenster in die Vergangenheit, sowie in die Zukunft.

 

Meine  Arbeiten kreisen nicht nur um zentrale Fragen wie Entstehen von Leben, Wachstum, Sterben und Glauben. Die Interessen beziehen sich auch auf Themengebiete aus der Geschichte und dem, was damit einhergeht, sowie Archäologie, Kulturgeschichte, Sammlungen (wie: naturhistorische, medizinische, ethnologische, Wunderkammern, Fossilien) philosophische Zusammenhänge, Mythen, Sagen, Fabeln, Märchen, christliche Ikonografie, handwerkliche Techniken, volkskundliche Bräuche und Riten, Flora und Fauna, sowie deren Überlebens-, Kommunikations-, Fortpflanzungs- Strategien…Woher stammt etwas, was dient dann wozu, welche Ängste schürt es, welche Gefahren sind damit verbunden, Träume, Phantasien, Geschichten, Nostalgien, Ausgangspunkte, Endpunkte....?

 

Die Frage, wie sich diese Themen im  Laufe der Zeit wandeln, unter welchen Umständen, welche geschichtlichen Zusammenhänge sie beeinflussen und auf welche Weise manches ganz aus dem kollektiven Gedächtnis verschwindet, fließt in die Arbeit mit ein, um sich zu neuen Geschichten innerhalb der künstlerischen Arbeit zu mausern.